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Beitrag der "Badischen Woche" über unsere Nordic Walking Gruppe

Also, man darf schon ehrlich sein und vermuten, dass es in der allgemeinen Wahrnehmung sehr viele coolere Sportarten geben dürfte als Nordic Walking. Potenziert wird der ausbaufähige Leumund dieser immer beliebter werdenden Sportaktivität auch noch dadurch, dass sich dessen aktive Fans in der saloppen Wahrnehmung des Beobachters ausstaffierten, als stünde nicht weniger als eine der größten körperlichen Herausforderungen aller Zeiten bevor.

Elke Lumpp kennt die Häme zur Genüge. Sie ist Nordic Walking-Instructor des SC Wettersbach und dort die wichtigste Ansprechpartnerin und Expertin für diese Abteilung. Eine müsse schließlich den Kopf hinhalten, lacht die 66-Jährige, die den Sport nun schon seit über 20 Jahren betreibt und die Abteilung mit aufgebaut hat. „Früher waren wir die Laufgruppe im Verein, doch als die immer kleiner wurde und zugleich der große Trend mit Nordic Walking aufkam, da habe ich gesagt, da müssen wir aufspringen!“ Und wie sie gesprungen sind – und das bis heute tun! An diesem Montagabend sind sie zwar lediglich zu fünft, doch sei dies laut Lumpp nur der Urlaubszeit geschuldet. In der Regel seien sie zehn bis zwölf Leute, die sich ganzjährig und „bei Wind und Wetter“ treffen würden. In den Wintermonaten liegen Treffpunkt und Routen bei der Grundschule Grünwettersbach, während sich über die Sommermonate alles rund um den Fernmeldeturm abspielt. „Wir sind eine offene Gruppe, jeder kann zu uns kommen“, betont Lumpp. Eine Voranmeldung ist nicht notwendig, die Strecken sind auch für Anfänger geeignet und diese werden in die richtige Gehtechnik und den effektiven Stockeinsatz eingewiesen, wobei die Stöcke mitgebracht werden müssen.

Getroffen wird sich immer montags und donnerstags, losgelaufen wird dann jeweils um 18.30 Uhr und für etwa 60 bis 80 Minuten. Nur Glatteis und Gewitter können die Sportler aufhalten. Die Selbstironie ist hierbei enorm, wie an den Benennungen der Touren wie „Paris-Roubaix“, „Feierabendweg“ oder „Leidensweg“ zu erkennen ist. Einer sei ziemlich schmal und als man einmal zu siebt dort entlang gelaufen sei, habe sie sich umgedreht und gedacht, dass es wie bei den sieben Zwergen aussähe. Nur logisch ist, dass dieser Abschnitt seither „SiebenZwerge-Weg“ heißt. „Obwohl wir schon so lange in dieser Gegend unterwegs sind, finden wir immer noch neue Wege“, sagt Lumpp. Auch treffe man auf Wildschweine, Rehe oder auch einmal einen Dachs. Und auch Gelegenheiten, das Gesellige nicht zu kurz kommen zu lassen. Zum Saisonauftakt und -abschluss gibt es beim Rastplatz unterhalb des Fernmeldeturms einen Imbiss. Aber erst müsse etwas geschafft sein, baut die Truppe Missverständnissen vor.

Auch für Männer wie den 70 Jahre alten Jürgen Berleth stimmt diese Mischung: „Am Anfang war es schon eine Sache der Überwindung, weil eben doch überwiegend Frauen dabei sind. Aber vor ein paar Jahren habe ich einfach gemerkt, dass ich wieder etwas tun muss. Frau Lumpp sprach mich an und ich habe es seither nicht bereut, weil ich wieder viel beweglicher geworden bin und auch Gewicht verloren habe“, bestätigt er den Erfolg des Sports: „Wenn ich nachher unter der Dusche stehe, dann fühle ich mich wie ein neuer Mensch!“ Viele Bandscheibengeschädigte seien dabei, sogar Kopfschmerzen könne man „rauslaufen“. In diesen Momenten werden die oft gehörten Sprüche wie „da kommen die Stockenten“ oder „ihr habt eure Ski vergessen“ endgültig zu historischen Marginalien. „Heute sind wir doch längst etabliert“, bestätigt Lumpp. Und dann gehen sie zügig los. 

 

Quelle: Badische Woche (KW34) / Matthias Dreisigacker